Ein Gesellschaftsspiel

Eine „Stadtlücke“ soll wieder gefüllt, eine lebendige Durchmischung hergestellt und der Standort mit angrenzenden Stadtteilen und Nutzungen vernäht werden. Gesucht wird eine Planungsmethodik, die im Ergebnis flexibel ist, als Orientierungssystem aber Stabilität und Kontinuität gewährleistet. Das Resultat ist ein „Gesellschaftsspiel“, mit unvorhersehbarem Verlauf und Ende. 

Städtebauliches Konzept

Das Gelände wird zum „Spielbrett“, die Startfelder – gleichzeitig Ausgangs- und Schwerpunkt der phasenweisen Umsetzung – sind das alte Werkstor (Anbindung Uni-Park) und der östliche Rand des Gebietes (Verknüpfung Wohnen). Aus bestehenden Raumkorridoren wird eine prozessorientierte Aufteilung des „Spielfeldes“ abgeleitet, die dann zu einzelnen Baufeldern verfeinert wird. Ebenfalls vorgegeben werden wichtige Raumkanten sowie eine maximale Gebäudehöhe von 13 m, am Park von 16,5 m. Die erhaltenswerten Gebäude werden zum Mittelpunkt des neuen Parks.

Nutzungen 

Im Verlauf des „Spiels“ sollen drei Funktionsbereiche verteilt werden: Wohnen, Wissenschaft, Forschung und Technologie sowie Gastronomie und Läden. Dabei werden für die einzelnen Entwicklungsfelder eng begrenzte (Startfelder) oder weit gefasste (mittlerer Bereich) Grenzwerte bezüglich der Nutzungsmischung formuliert. Die gezielte Vergabe von Baufeldern an unterschiedliche Investoren soll die Heterogenität fördern. Entsprechend den sich ändernden Rahmenbedingungen sind unterschiedliche Varianten der Typologie und Nutzungsverteilung denkbar: Megastruktur, feine Körnung oder „Play it yourself“. Im Gebäudemaßstab stehen Typen in einer Bandbreite zwischen reiner Wohnnutzung und ausschließlich wissenschaftlicher Nutzung zur Verfügung. Der Straßenraum an der Königstraße wird neu gefasst. Wichtig ist, dass Spielzüge parallel ausgeführt werden können (Abriss, Zwischennutzung, Neubau).

Freiräume/Vernetzung 

Die Vorgabe lautet: Erhalt des bestehenden Grüns und dessen Erweiterung zu einem robusten Grünsystem. Die Hangkante wird zugänglich gemacht, die Achse, beginnend am Werkstor, soll zum zentralen städtischen Parkraum mit freigestelltem Bestand und Quartiersplatz am Kesselhaus werden. Innerhalb der Baufelder sollen grüne Freiräume unterschiedlicher Qualität und Dichte sowie kleine Plätze entstehen. Hierzu wird ein Katalog von Freiräumen definiert, vom Hangkantenpark über Privatgärten bis zu blockinternen Innenhöfen.

Verkehr/Erschließung

Ein orthogonales Straßenraster gibt eine grobe Grundstruktur vor. Gleichzeitig werden vier Straßenquerschnitte unterschiedlicher Nutzungsintensität und Hierarchie definiert, sie bieten Raum für Radfahrer, Fußgänger und Stellplätze. Eventuell notwendige, weitere Stellplätze müssen innerhalb der Baufelder durch geeignete Wahl des Gebäudetyps realisiert werden.

Phasenweise Umsetzung 

Ein „Musterspiel“ soll einen Ausblick auf die kommenden Jahre bieten. Als Ergebnis werden eine bebaute Fläche von rund 96.000 m2 und eine Bruttogeschossfläche von etwa 260.000 m2 genannt, was einer Grundflächenzahl von knapp 0,5 entspricht. Innerhalb der ersten fünf Jahre werden die Startfelder entwickelt, Bestand und Freiräume sollen Zwischennutzungen aufnehmen. Darauf folgt (15 Jahre) die Entwicklung der nördlich gelegenen Flächen und die Erweiterung des Parks. Nach 25 Jahren sind das Gebiet und der Park als gesamtstädtischer Erholungsraum vollständig fertig. Das (mögliche) Ergebnis ist ein abwechslungsreiches Areal mit eher grober Körnung und mit stark verbesserter Zugänglichkeit von der Königstraße.